Schon lange setze ich mehrere Tracking-Dienste ein und vergleiche sie. Nun bin ich zu einem Ergebnis gekommen und möchte es euch nicht vorenthalten. Dies hier ist keine ausführliche Anleitung, wie man die Produkte einrichtet wird auf den Hersteller-Seiten erklärt.
Die Kandidaten
Google Analytics: Ein kostenloser, umfangreicher Service von Google.
Woopra: Ebenso kostenlos, noch in der Beta-Phase (vielleicht später kostenpflichtig).
Mint: Mit $30 pro Site das einzige nicht kostenlose Tool, von Shaun Inman.
Funktionsumfang
Google Analytics bietet die meisten Möglichkeiten der Auswertung: Besucher (z.B. Herkunft, Trend und Treue, Browser, Betriebssysteme), Zugriffsquellen (z.B. direkte Zugriffe, verweisende Websites, Suchmaschinen inkl. Keyword-Auswertung), Content (z.B. Top-Webseiten, Häufigste Ausstiegsseiten) und Ziele (betrifft die Wirtschaftlichkeit einer Seite, dieses Instrument setze ich noch nicht ein). Es ist am weitesten verbreitet und es gibt viele Tools, wie z.B. das Google Analytics Dashboard Plugin für WordPress, das Analytics App für das iPhone oder Dashalytics, ein Dashboard Widget für Mac OS X.
Woopra kommt mit einer Desktop-Applikation für Windows, MacOS und Linux daher. Mittlerweile kann man die Statistiken jedoch auch im Browser aufrufen. Es hat im Groben bis auf „Ziele“ den selben Funktionsumfang wie Google Analytics.
Mint ist das einzige Tool, welches man auf seinem eigenen Server installieren kann. Es ist sehr schlicht gehalten und es gibt Plugins, sogenannte „Peppers“.
Vor- und Nachteile
Der klare Vorteil von Google Analytics ist der Bekanntheitsgrad. Es gibt Plugins, Apps, Widgets & Co. dafür – viele kann man kostenlos herunterladen. Der Nachteil ist die ewige Diskussion um den Datenschutz. Meine Meinung hierzu: Arsch lecken Man kann sich davor schützen! Meine Besucher erfahren (zumindest auf der geschäftlichen Seite) in den Datenschutzbestimmungen, dass ich Google Analytics einsetze und dass keine personenbezogenen Daten gesammelt werden. Solange es noch keine höchstrichterliche Entscheidung gegen Google Analytics gibt (worauf Google das Produkt für den deutschen oder europäischen Markt sowieso anpassen würde), werde ich es einsetzen.
Woopra verschafft sich durch die Desktop-Applikation, welche auf den unterschiedlichsten Systemen einsetzbar ist, einen Vorteil. Ebenso kann man mit seinen Besuchern chatten – das ist zwar eine nette Funktion, aber sicherlich störend für die Besucher. Nachteile konnte ich keine entdecken. Ein wenig hinderlich ist die zögerliche Anmeldung (es kann unter Umständen Monate dauern, bis man zugelassen wird) und die Tatsache, dass es noch nicht sicher ist, ob das Produkt nach Verlassen der Beta-Phase immer noch kostenfrei sein wird.
Mint überzeugt mit seinem schlichten Design und seiner schnellen Ladezeit. Man kann seine Statistiken mit einem Passwort versehen oder sie für die Öffentlichkeit freigeben. Außerdem wird das Tool auf dem eigenen Server installiert, die Daten sind in einer eigenen MySQL-Datenbank statt auf fremden Servern und in fremden Händen. Der Nachteil ist natürlich der Preis von $30 – klar, das ist nicht viel; aber mehr als gar nichts. Gut, dafür habe ich meine Daten auf meinem Server. Da Mint quelloffen ist, lassen sich jedoch mit ein wenig PHP-Kenntnissen auch leicht selbt Anwendungen schreiben.
Besucherzahlen vergleichen
Ich habe mal die Besucherzahlen von gestern verglichen, um mir ein Bild der Genauigkeit zu machen – die sollten ja eigentlich gleich sein. Hier das Ergebnis:
Woopra zeigt mir 278 Visits und 442 Pageviews. Komisch: Das obere Bild zeigt die Desktop-App, dort werden 22 Hits zu wenig angezeigt.
Mint bringt es auf 271 Visits und 444 Pageviews. Nur ein kleiner Unterschied, kann auch eine falsche Einstellung sein (z.B. „Admin-Bereich von WordPress tracken?!“ o.ä.) oder die Visitors werden anders gewertet (z.B. anhand eines Cookies, Cookie & IP, nur IP)…
Google Analytics verlautet 315 Zugriffe (Visits) und 511 Pageviews. So sieht das Ganze übrigens auf dem iPhone aus:
Mein Fazit
Wer „Angst“ vor der Datenkrake Google hat, sollte auch von Woopra absehen und sich klar für Mint entscheiden. Eine Installation auf dem eigenen Server ist schnell erledigt und die Daten sind, wenn man es nicht möchte, für niemanden einsehbar oder verwendbar.
Ich tendiere zu Google Analytics, mich wundert nur, dass dort so viele Zugriffe gezählt werden. Woher kommt das?
Schäublette sagt:
JEDE Alternative zu GA ist eine gute Alternative.
Und ja, Pivik ist durchaus eine vernünftige Alternative – noch dazu Open Source.
Ben sagt:
Und wie ich erwartet hatte keine Alternative. Ja, ich lebe von den Kunden, aber ich kann mir Gott-sei-Dank raussuchen, mit wem ich zusammenarbeiten möchte und mit wem nicht. Bis jetzt hat sich wie gesagt auch noch niemand beschwert.
Und sobald eine GUTE Alternative gefunden ist, kann ich gerne wechseln!
Schäublette sagt:
Deine Einstellung verwundert mich im Allgemeinen schon etwas … Lebst du von deinen Kunden oder leben die von dir?
Polemik vom feinsten
Ben sagt:
@Schäublette: Grundsätzlich geht es mir auf den Sack, dass alle immer nur über das böse Google meckern. Google bietet viel und wir bezahlen mit Daten. Ist mir lieber als mit Geld. Punkt.
Ich habe das „Arsch lecken“ mal gestrichen und möchte die Ergänzung hier noch weiter ausführen:
Wer ein Problem damit hat, dass man im Internet nicht anonym ist, der muss nicht ins Internet gehen. Wer beruflich oder privat ins Internet gehen muss oder will (ja, früher ging es auch ohne), der ist eben nicht überall anonym.
Wer ein Problem speziell mit Google oder Google Analytics hat, für den gibt es genügend Browser-Scripte und -Plugins, die Google Analytics blocken. Wem das nicht reicht, der hat dann wirklich Pech gehabt (oder muss ein für ihn passendes Plugin oder Skript selbst basteln).
Übrigens kann ich dir deine Frage gerne beantworten: Ob meine Kunden wirklich „Arsch lecken“ denken oder sich einfach keine Gedanken darüber machen (und das ist meiner bescheidenen Meinung nach besser so), sei dahin gestellt. Aber bis jetzt hat noch KEINER meiner Kunden mich auf Google Analytics angesprochen.
Kurz: Wer ein Problem mit Analytics hat, soll Skripte benutzen. Wenn er es nicht tut, selbst Schuld.
PS: In meinen Datenschutzbestimmungen steht, dass ich Google Analytics nutze.
Schäublette sagt:
Du machst es dir sehr einfach …
Sobald deine Datenschutzbestimmungen zu lesen sind, hast du bereits voll wissentlich die Daten deines Besuchers auf „irgendwelchen“ >amerikanischen< Servern deponiert, speichern und auf irgendwelche Backupserver verteilen lassen.
Schön, deine Meinung zu solch sensiblen Themen nun zu kennen und deine Person in diesem Bezug einschätzen zu können.
Ben sagt:
Ja, ich mache es mir einfach. Das ist absolut uninteressant, wer meine Daten hat. Und die Daten, die Google speichert, sind nicht personenbezogen (sagen die zumindest).
Und es gibt weitaus wichtigere Themen als auf welchen Seiten meine Kunden surfen. Das unsinnige Zensurgesetz, die Toten im Iran, die Weltwirtschaftskrise, und ähnliches.
Das hat nichts mit mir als Person zu tun, und macht mich sicherlich auch nicht zu einem schlechten Menschen – wenn du das so siehst, kannst du dich ja von diesem Blog fernhalten, denn hier tracke ich auch mit Google Analytics. Und wenn du so oberflächlich bist und mich verurteilst, nur weil ich für GA bin, bin ich auf dich als Leser nicht angewiesen!
AN ALLE: Ich habe nichts gegen eine gegensätzliche Meinung, und ich kann verstehen, wenn man ein Problem mit den Daten hat. Aber mal kann seine Meinung auch sachlich darbieten, und wer weiß – vielleicht überzeugt ihr mich ja und ich wechsle.
Schäublette sagt:
Es gibt Alternativen – und die solltest du als angeblicher IT-ler durchaus shätzen und
einsetzen zu wissen. Es ist also faktisch nichts anderes als pure Bequemlichkeit.
Es ist dir egal was mit deinen Daten passiert? Herzlichen Glückwunsch – solche
Leute braucht das Land.
Nochmal: GA zu nutzen ist absolut unverantwortlich. Wir haben zumindest auf dem Papier noch einen bestehenden, effektiven Datenschutz. Sieht es bei den Amerikanern auch nur annähernd so aus? Mit welchem Recht gibst du irgendwelche Daten an irgendwelche Unternehmen, sogar im Ausland, weiter?
Einen sinnvollen Einsatz, der auch den Nutzer selbst entscheiden lässt ob er seine Daten geschützt sehen möchte, wäre das vorschalten einer Seite ohne GA. Darauf könnte man z.B. dann auch prima eine Datenschutzerklärung abgeben.
Ben sagt:
Ich suche mir aber das raus, was mir am besten passt – und nicht meinen Kunden.
Mint und Woopra habe ich in Betracht gezogen, sie gefallen mir beide nicht so gut wie GA. Okay, Adwords brauche ich nicht, von daher habe ich kein Problem, von GA fernzubleibenn.
Nenne mir eine gute Alternative (und nein, Piwik ist auch nicht das gelbe vom Ei) und ich werde sie in Betracht ziehen.
Komplett egal ist es mir nicht. Aber solange Kinder auf dieser Welt vergewaltigt werden oder hungern müssen, gibt es wichtigere Dinge, als Google ;)
Schäublette sagt:
Gut, Deine Einstellung zum Thema Datenschutz zu kennen.
Ich frage mich nur ob deine vielen Kunden ebenfalls denken „Google Annalytics? Arsch lecken! „
kuschti sagt:
ich setze GA und Mint ein, denn irgendwie liefern beide bei mir andere zahlen, wie bei Dir.
Zum anderen ist Mint praktischer für den schnellen Blick.
Marc sagt:
Bei mir ist es umgekehrt… GA hat weniger Visits als Woopra…
Ben sagt:
@Silberpuls Ja, Piwik habe ich noch nicht getestet und reinvigorate.net kannte ich gar nicht. Letzteres sieht richtig geil aus und ich schaue es mir mal an. Piwik finde ich nicht so toll.
silberpuls sagt:
Da fehlt aber noch piwik.org und bald wohl reinvigorate.net in deiner Liste ;). Piwik ist auch serverseitig zu installieren und kostenlos?